Eine Lernwerkstatt definiert sich als eine schulische und/oder außerschulische, anregungsreich gestaltete und multifunktionale Stätte, die durch die vorhandenen Materialien ein einladendes, fragengenerierendes Lernmilieu bietet, das jedem Lernenden individuelle Lernwege eröffnet und beim Lernen Umwege und Fehler bewusst zulässt. In einer Lernwerkstatt lernen Lehramtsstudierende, Lehrkräfte, SchülerInnen – (relativ) sanktions- und angstfrei – inspiriert durch Gegenstände oder Phänomene praktisch und eigenaktiv Sachen, wobei die Instruktion auf ein Minimum reduziert wird und das entdeckende Lernen im Vordergrund steht (freies Tätigsein).
Eine wesentliche Rolle kommt der Lernbegleitung zu:
Lernwerkstätten sind somit prädestiniert, Lehramtsstudierende kompetent und praxisbezogen auf den Umgang mit Heterogenität und Individualisierung im Unterricht vorzubereiten.
Hochschullernwerkstätten (HLWS) sind dabei Lernwerkstätten, die an der Hochschule angesiedelt sind. Im Falle des VdL sind die HLWS curricular in die Lehramtsausbildung integriert und haben Studierende als auch Lehrpersonen in der zweiten und dritten Phase als Hauptzielgruppen. Um die Ausbildung möglichst praxisnah zu gestalten, richten sich die HLWS-Angebote teilweise auch an Schüler*innen.
Der Verein "Internationales Netzwerk der Hochschullernwerkstätten e.V." (NeHle) wurde am 17. Februar 2017 in Bremen gegründet. Er beschäftigt sich mit der Begriffsbestimmung von Hochschullernwerkstätten:
AG Begriffsbestimmung: Arbeitsdefinition zum Begriff "Hochschullernwerkstatt" – Fassung vom 08.03.2022. Internationales Netzwerk der Hochschullernwerkstätten (NeHle e. V.)
Hochschullernwerkstätten sind an der Institution Hochschule strukturell und räumlich verankert. Charakteristisch sind in der Regel eine konzeptionell begründete materielle Ausstattung und ein flexibel gestaltbares Raumkonzept.
Hochschullernwerkstätten tragen im Rahmen des akademischen Forschungs- und Bildungsauftrags von Hochschulen spezifisch zur Professionalisierung zukünftiger Pädagog*innen bei, indem das (eigene) Lernen und die Begleitung des Lernens Anderer Gegenstand des Studierens, Lehrens und Forschens sind. Kennzeichnend für die Lernbegleitung ist dabei die auf Beobachtungen des Lernprozesses beruhende, kognitiv aktivierende und die Eigeninitiative herausfordernde impulsgebende Unterstützung der Lernenden durch Lernbegleiter*innen, die dabei weitgehend auf Instruktionen verzichten. Die so gewonnenen Erkenntnisse erweitern das Spektrum pädagogischer Handlungsmöglichkeiten der zukünftigen Pädagog*innen in Bezug auf die Unterstützung und Begleitung von selbstbestimmtem, selbstorganisiertem und selbstverantwortetem Lernen. Die Sachthemen, anhand derer Lernprozesse mit entsprechender Begleitung verdeutlicht werden, können curricular in das Studienprogramm eingebunden sein oder aus individuell persönlichem Interesse gewählt werden. Voraussetzung für die Initiierung von solcherart Lernerfahrungen sind u. a. eine materialreiche Umgebung, die die Eigeninitiative der Studierenden herausfordert. In Auseinandersetzung mit den vielfältigen Materialien (multifunktionellen, analogen wie digitalen, auch didaktisch aufbereiteten) können Lernprozesse expliziert und dadurch deren Beobachtung und Dokumentation einer theoriegeleiteten Reflexion zugeführt werden.
Dozierende fungieren in Hochschullernwerkstätten in der oben beschriebenen Rolle als Lernbegleiter*innen und als Fachexpert*innen in offenen Lernsettings. Sie unterstützen dabei Lernprozesse nach den Prinzipien des demokratischen, inklusiven und partizipativen Lernens, indem Zielstellung und Planung gemeinsam mit den Studierenden ausgehandelt und entwickelt werden. Die Studierenden erfahren sich als Lernende, üben sich in der Rolle als Lernbegleiter*innen und reflektieren insbesondere diesen Rollenwechsel.
Die Akteur*innen aus pädagogischen und erziehungswissenschaftlichen Studiengängen sowie aus dem pädagogischen Berufsfeld nutzen Hochschullernwerkstätten als Möglichkeits-, Erprobungs- und Erfahrungsräume, gegebenenfalls mit Kindern und Jugendlichen, was im Rahmen der Theorie-Praxis-Reflexion maßgeblich zu ihrer Professionalisierung beiträgt.
Die empirische Analyse des Lernens, Studierens und Lehrens steht im Zentrum des Forschungsinteresses, indem Interaktionen und Praktiken in Hochschullernwerkstätten in den Blick genommen werden, um nach deren Wirksamkeit und Relevanz zu fragen oder um Angebote und Lernsituationen zu evaluieren und weiter zu entwickeln.
Hochschullernwerkstätten sind auf eine statusgruppen- und studiengangsübergreifende Kommunikation, Kooperation und Vernetzung gerichtet und somit eine bedeutsame Schnittstelle in und außerhalb der Hochschulorganisation.
Das Vorhaben SaLUt wird unter dem Förderkennzeichen 01JA1606A im Rahmen der gemeinsamen "Qualitätsoffensive Lehrerbildung" von Bund und Ländern aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert. |