LeRP – ab Sommersemester 2017 offen für alle!
Inklusion, Integration, Vielfalt, Pluralismus: wer sich mit dem Thema Schule auseinandersetzen möchte, wird zugleich mit diesen Begriffen konfrontiert. Seitdem die Kultusministerkonferenz im Jahr 2015 das „heterogene Klassenzimmer“ gefordert hat, steht die „Schule der Vielfalt“ mehr denn je im Fokus. Die gegenwärtige politische Situation zeigt täglich, dass Unwissenheit in Bezug auf einzelne Religionen und Kulturen verheerend ist. Diskriminierung und Rassismus sind die Folge.
Und hier tritt die Lernwerkstatt Religion Plural in den Vordergrund: das Projekt bietet den Studierenden einen Interaktionsraum, in dem eine positive Diversitätskultur erfahrbar wird. Diese gelingt z.B. durch Begegnungen mit anderen Religionen und deren AnhängerInnen. Ziel ist es neue (=fremde) Blickwinkel und Perspektiven einzunehmen und damit aus einer anderen Sichtweise Erfahrungen und Empfindungen zuzulassen. Die TeilnehmerInnen lernen u.a. dadurch Methoden kennen, die auf eine inklusive Bildung ausgerichtet sind.
Die Lernwerkstatt steht für alle Fächer offen, denn nicht nur im Religionsunterricht spielen Kultur und Religion eine Rolle. Es soll diskutiert und debattiert werden. Dementsprechend setzt sich das LeRP-Material zusammen: profane Literatur, Musik, SPIEGEL-Zeitschriften, Youtube-Videos, religionspädagogische Fachliteratur, religionswissenschaftliche Fachliteratur usw.
Die LeRP wird ab dem Sommersemester 2017 für alle Lehramtsstudierende aller Fächer zur Verfügung stehen, im Wintersemester 2016/17 sind nur noch wenige Plätze für Studierende der Theologie frei.
Religiöse und kulturelle Heterogenität in der Lernwerkstatt Religion Plural (LeRP)
Das grundsätzliche Ziel der „Lernwerkstatt Religion Plural“ basiert auf einer Toleranz- und Friedenserziehung sowie im Abbau von Vorurteilen. Kulturelle und religiöse Heterogenität sind dabei zwei Schlüsselbegriffe, die für Konzept und Gestaltung eine bedeutende Rolle spielen.
Besonders in den letzten drei Jahren hat sich die Gesellschaft insofern verändert, als dass mehr Menschen aus verschiedenen Kulturen nach Deutschland eingewandert sind. Eine kulturelle und religiöse Diversität ist nach und nach in Schulen sichtbar geworden, wodurch sich die Anforderungen an Lehrpersonen verändert haben: wie sind Sprachbarrieren zu beheben und wie können Kinder anderer Kulturen integriert werden? Daher ist es wichtig, aktuelle Lehramtsstudierende auf diese neue Schulsituation vorzubereiten. Die LeRP fokussiert vor allem interkulturelle und interreligiöse Themen, die in Schulen häufig eine Rolle spielen.[1]
Inhaltlich gesehen sollen die Studierenden durch die LeRP Maßnahmen und Methoden für den Unterricht kennenlernen, um Vorurteile gegenüber fremden Kulturen und Religionen gezielt anzusprechen, abzubauen und „fremde“ Perspektiven einzunehmen.
Die Lernwerkstatt kann von allen Lehramtsstudierenden besucht werden. Das Konzept ist so ausgerichtet, dass neben fachwissenschaftlichen Inhalten auch Soft Skills, beispielsweise Konfliktlösestrategien, trainiert werden können. Die Lernwerkstatt wird zwar von der Katholischen Theologie angeboten, präsentiert sich aber als religionswissenschaftliche Übung. Studierende aller Konfessionen und weltanschaulichen Einstellungen können somit daran teilnehmen. Studierende der Theologien haben den Vorteil, dass konkrete Unterrichtsinhalte in einer Schule im Rahmen des Religionsunterrichts umgesetzt werden können. Im Sommersemester konnten drei Studierende diese Möglichkeit in einer Religionsstunde an der Gemeinschaftsschule St. Ingbert-Rohrbach wahrnehmen. Im Anschluss bekamen sie konstruktive Kritik von der Religionslehrerin, die diese Klasse normalerweise unterrichtet. Des Weiteren arbeitet die Lernwerkstatt mit der Gemeinschaftsschule Nohfelden-Türkismühle zusammen. Konkret ist hierbei der Religionslehrer Jörg Friedrich zu nennen, der das Konzept der „Trialogischen Nische“ entworfen hat. Er ist für die Studierenden ein wichtiger Ansprechpartner, wenn das Thema „Umgang mit religiöser und kultureller Vielfalt“ thematisiert werden soll.
Nicht-Theologiestudierende profitieren von der LeRP, indem sie reale Schulsituationen diskutieren und reflektieren können. Mithilfe ausgewählter Expertise setzt die LeRP künstlerische Elemente (z.B. Rollenspiele) ein, die zum Perspektivenwechsel anregen sollen. Zum Einen konnten die TeilnehmerInnen mithilfe von Laura Delitala-Möller (HfM) das systemische Lernen kennenlernen. Es wurde eine reale Schulsituation nachgestellt, in der ein ausländischer Schüler mit einem anderen kulturellen Hintergrund, sich gegen seine Lehrerin wandte. Es wurde ein Standbild errichtet und gemeinsam nach Lösungen gesucht, wie dieses Bild verändert werden müsste, damit das Problem gelöst werden könnte. Zudem wurde reflektiert, wie beide Standpunkte sich verhalten müssen, um den Konflikt zu lösen.
Zum Anderen gibt es eine intensive Zusammenarbeit mit dem LPM, die ähnliche Methoden in der Lernwerkstatt vorgestellt haben. Anna und Hilla Haßdenteufel haben im Sommersemester 2017 ihr Projekt „KIK-Kreativ im Konflikt“ mit den Studierenden eingeübt. Auch hier wurden reale Schulsituationen problematisiert.
Im Zentrum der Lernwerkstatt steht weniger das Vermitteln von Religionskunde, sondern die Auseinandersetzung mit religiösen Traditionen[2]: interdisziplinär diskutieren, vergleichen und kritisch reflektieren. Die Vielfalt der einzelnen Strömungen spielt dabei eine besondere Rolle, die immer wieder thematisiert werden muss. Sowohl im Islam als auch im Judentum oder Christentum gibt es mehrere religiöse Ausprägungen, die ihre eigenen Prinzipien verfolgen. Es wäre fatal, gerade in Bezug auf Religionen und Kulturen pauschalisierend zu argumentieren. Dieses Bewusstsein soll in der LeRP stärker ausgebildet werden.
Hierfür sieht die LeRP außerschulische Lernorte vor, um dieser Problematik zu begegnen. Für die LeRP stellt somit die Begegnung mit anderen Religionen ein wichtiger Aspekt dar. Treffen mit Religionsvertretern sowie der Besuch von Gotteshäusern sollen die Fähigkeit zur differenzierten Wahrnehmung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden fördern. Diese „didaktischen Schätze“ sollen für Studierende verstärkt im Hinblick auf eigene Unterrichtsentwürfe sichtbar werden. Bisher war die Lernwerkstatt zu Gast in der Saarbrücker Synagoge. Ebenfalls konnten die Studierenden an einem Gesprächsaustausch mit einer Jüdin und einem Jesiden teilnehmen.
Da das Thema religiöse Heterogenität eine zentrale Rolle spielt, sind vorwiegend Materialien aus dem religionswissenschaftlichen Bereich vorhanden.
Es gibt fünf Religionskoffer (je Koffer eine Religion). Den Studierenden wird dieses Equipment bereitgestellt, damit auch sie – als zukünftige Lehrperson – verschiedene Gegenstände aus anderen Religionen besser kennenlernen. Einiges ist aus der Literatur bekannt, anderes hingegen nicht. Das vorhandene Material kann für die eigene Unterrichtsgestaltung somit erprobt und verwendet werden. Hierfür stehe ich in stetigem Kontakt zu Dr. Beate Klepper von der Universität Eichstätt-Ingolstadt. Sie ist für mich eine wichtige Ansprechpartnerin, wenn es um die Aufbereitung dieser Materialien geht. Zudem konnte ich als weiteren Kooperationspartner Prof. Dr. Hans Mendl von der Universität Passau dazugewinnen, der zum Expertenkreis für religionspädagogische Lernwerkstätten zählt.
[1] Oftmals sind es Kleinigkeiten, die im Schulalltag auftreten, beispielsweise das Verweigern des Handschlags gegenüber einer Lehrerin.
Vgl. http://www.n-tv.de/panorama/Junger-Muslim-verweigert-Lehrerin-die-Hand-a... (zuletzt eingesehen am14.09.2017).
Zudem können Diskussionen auftreten, die die ganze Schule betreffen, beispielsweise zur Frage, ob ein muslimischer Schüler in der Schule beten darf.
Vgl. Martin Benninghof: Beten in der Pause – Stresstest für die Schulen?, in: http://www.faz.net/aktuell/politik/inland/religioese-konflikte-im-deutsc... (zuletzt eingesehen am 15.09.2017).
Dabei geht es neben organisatorischen Fragen (welcher Raum?) auch um die Frage nach dem Schulfrieden. Für das Saarland wird folgendes festgehalten: „§ 1 Der Erziehungsauftrag ist in der Art zu erfüllen, dass durch politische, religiöse, weltanschauliche oder ähnliche äußere Bekundungen weder die Neutralität des Landes gegenüber Schülerinnen und Schülern und Eltern noch der politische, religiöse oder weltanschauliche Schulfrieden gefährdet oder gestört werden.“ Gesetz Nr. 812 zur Ordnung des Schulwesens im Saarland (Schulordnungsgesetz SchoG). Vom 5. Mai 1965 in der Fassung der Bekanntmachung vom 21. August 1996 (Amtsbl. S. 846, ber. 1997 S. 147), zuletzt geändert durch das Gesetz vom 20. Januar 2016 (Amtsbl. I S. 120). Hierbei tritt die Problematik auf, ob sich andere SchülerInnen durch das muslimische Gebet gestört fühlen könnten?
[2] Dazu gehören beispielsweise Diskussionen über das Kopftuchtragen, Essensvorschriften, bestimmte Feste und Riten (z.B. Ramadan) sowie gesellschaftlich aktuelle Themen (Umgang mit dem Themenkomplex Flucht und Migration sowie kulturelle Verschiedenheit).
Das Vorhaben SaLUt wird unter dem Förderkennzeichen 01JA1606A im Rahmen der gemeinsamen "Qualitätsoffensive Lehrerbildung" von Bund und Ländern aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung gefördert. |